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Channel: Der Rote Hahn
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Verbrecherische Greuelhetze gegen die linke Partei

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Und immer wieder Israel. Ist es ein Fetisch? Hat meine Nationalität damit zu tun, bin ich ein auf Philosemit gewendeter Antisemit, bereit, mein wahres Gesicht zu zeigen, sobald der vom Volk ersehnte kleine Hitler in den Reichstag einzieht? Eher nicht. Ich war einfach lange selber Elche und kann bis heute nicht verstehen, warum. Quasi fühle ich mich vergangener Gedankenverbrechen schuldig und verspreche mir von wütendem Proisraelismus Läuterung. Ja ja, die Psychologie. Oder war es die Psychoanalyse? Tierschützer wird, wem das eigene Es unangenehm ist, Atomkraftgegner kompensieren eine ganze Latte Penisneid, Gegner der Todesstrafe treibt ein volksgerichthöfisches Über-Ich, Antiimperialisten eine nicht abgeschlossene Pubertät, Dogmatiker sind belesene Affen.

Aller Gemeinsamkeit indes: Obige Fest- bis Klarstellungen föchten sie selbst dann nicht an, wenn sie sie kennten. Grund? So läuft es einfach nicht. Neue Frisur? Den Prozess gewinnst du. Höhö. Israel? Gegen die Juden darf man ja nichts sagen. Die machen genau das gleiche wie die Nazis, aber wollen dauernd Geld von uns, weil der Hitler früher mal ein paar von ihnen umgebracht hat. Die Amis haben mit den Indianern genau dasselbe gemacht, aber die zieht niemand zur Verantwortung. Und die Juden rotten die Palästinenser aus. Sagt sogar die Hecht-Galinski, und die ist Jude, also kann sie nichts gegen Juden haben. Die darf Israel kritisieren. Aber wir dürfen nichts gegen die Juden sagen, sonst haben wir gleich den Mossad am Hals. Höhö.

Wo war ich? Genau, ich wollte eine Einleitung für den kommenden Absatz schreiben und bin gescheitert. Nehmen wir also einfach an, ein paar Israelkritiker hätten diesen Text aufgerufen und festgestellt, dass ich schon wieder Israel thematisiere. Wechseln wir außerdem in den Indikativ. Nun also stehen oder sitzen die Damen und Herren Möchtegernnahostentjuder vor ihren Bildschirmen.

Was hat er dauernd mit den Juden, fragen sie sich, was geht er an die Decke, wann immer jemand es wagt, auch nur ein kritisches Wort über diese, unsere jüdischen Mitstreiter ausgenommen, raub- und raffgierigen Völkermörder zu äußern, die aus den mit deutschem Wiedergutmachungsgold veredelten Schädeln ihrer eigenen Vorfahren arabisches Blut saufen und dafür auch noch Anerkennung erwarten? Sie sollten uns auf Knien dafür danken, dass gerade wir als Deutsche trotz eindeutiger Beweislage dazu verdammt sind, ihnen nicht nur selbst keine Lektion zu erteilen, sondern auch den Rest der Welt soweit möglich davon abzuhalten.

So in etwa trompeten sie, sei’s in sich hinein, sei’s in die Welt hinaus. Wenige Minuten später werden flammende Appelle entsprechenden Inhalts verfasst, verbreiten sich im Internet mit doppelter Gerüchtgeschwindigkeit und werden zu dem, was man in einschlägigen Internetforen für glaubwürdige Quellen hält. Über quellen Schaum und Geifer und reißen, begleitet vom Geschrei faustschwingender Weltnotfallsmitgewaltverbesserer, als Schlammlawine alles mit, was schäumt, geifert und schreit, und alles in Stücke, was dergleichen verweigernd vielmehr den klaren Gedanken schätzt und nicht Bestätigung sucht, sondern Wissen. Solche Lawinen, muss hier betont werden, sind in Deutschland ungefähr so selten wie Regen, und es grenzt an ein Wunder, dass es ihnen doch nicht gelingt, alle Vernunft zu ersticken.

Langweilig? Ich weiß. Deutsche Freunde Israels haben nur die Wahl zwischen Wiederholung und Schweigen. Die sachliche Argumentation hat sich längst als sinnlos erwiesen – wie jeder weiß, der nicht unerfahren oder stur genug ist, mit höflich formulierten und einwandfrei belegten Fakten gegen ein Ressentiment anzurennen, das mit nur zwei so stumpfsinnigen wie hochwirksamen Scheinargumenten – “Man muss auch Juden kritisieren dürfen” und “Das ist zionistische Propaganda” – in lächerlicher Kürze alles abzuschmettern vermag, was der törichte Aufklärer mühsam zusammentragen musste.

Mit Polemik, wir wissen es ja, ist erst recht nichts zu reißen. Allerdings macht sie nicht nur weniger Arbeit, sondern auch mehr Spaß. Falsch. Konjunktiv. Konjunktiv II. Sie machte mehr Spaß, wäre sie mittlerweile nicht abgestanden. Bitte? Ja, kann sein. Würde mich jedenfalls nicht wundern, auch wenn mir die Vorstellung nicht gefällt: Menschen, die der Ansicht sind, Ressentimenterfüllte ließen sich eines Besseren belehren, indem man sie regelmäßig mit größtmöglicher Härte Mores lehre… Bahamas? Lassen wir das. Die Polemik jedenfalls ist abgestanden, lebt nur noch von Wiederholungen. Spaß macht sie nicht mehr. Alles wurde gesagt und wird immer wieder gesagt, nicht nur von Seiten der Freunde Israels. Zwei Schützengräben, ein immer gleicher Schusswechsel. Wer zwischen den Gräben steht, wird von beiden Seiten beschossen. Als zionistischer Antisemit oder antisemitischer Zionist. Wer hinter einem Graben steht, wird von der eigenen Seite nicht wahrgenommen und bekommt von der anderen Feuer. Worauf ich hinaus will? Auf nichts weiter.

Allerdings kann man meine Worte so verstehen, dass es aus meiner Sicht sinnlos sei, an dieser Debatte teilzunehmen.

Ich möchte den Schützengraben verlassen, freilich mit Waffe. Gerät man unter bewaffnete Lumpen, kann es wohltuend sein, die eine oder andere Salve abzufeuern. Zur Klarstellung: Diese Waffen töten nicht, sie schmerzen bestenfalls, und die einzigen Industrien, die daran verdienen, sind die Softwareentwicklerindustrie, die Computerherstellerindustrie, die Halsbonbonindustrie und diejenige Industrie, die dafür zuständig ist, frühverrenteten Borderlinern mit Internetanschluss zu erklären, dass es nicht erfolgversprechend ist, Forennutzer wegen respektloser Kommentare zu verklagen.

Ja, ich werde den Schützengraben verlassen. Nach einer letzten Salve.

Die linke Partei, um das als ehemalige Elche ein für allemal klarzustellen, ist die Partei der trübgeistigen Besserwisser und der scheinheiligen Großmäuler, die Partei der aufdringlichen Pöbelnachquatscher und der rührseligen Moralapostel, die Partei der Sozialnarzissten und der Vulgärpazifisten. Insofern ist es kein Wunder, dass der Antisemitismus, sieht man von der NPD, den freien Kameradschaften und einigen linken Sekten wie der MLPD ab, wohl nirgends üppiger gedeiht und nirgends vehementer verteidigt wird als in der linken Partei.

Dieses Urteil, lieber Lederklaus, falls du mitlesen solltest, mag manchem Parteimitglied überhart und ungerecht, wahrscheinlich auch diffamierend erscheinen. Woran sonst aber kann es liegen, dass Höger, Groth, Buchholz, Movassat und andere Fraktionsmitglieder noch immer Konsequenzen nicht einmal fürchten müssen? Woran sonst kann es liegen, dass die Hamas-Freunde unter den Fraktionsmitgliedern auf ihren offiziellen Websites freien Herzens weiter giften, während kein einziger eigentlich vernünftiger Linker mit überregionalem Bekanntheitsgrad es wagt, Antisemitismus öffentlich Antisemitismus zu nennen? Was sind Fraktionsbeschlüsse wert, die gegen eine Mehrheit unter Rücktrittsdrohungen erzwungen und ein paar Tage später faktisch widerrufen werden? Und die Ausschlussverfahren, die aktuell gegen eine halbe Seniorenportion aus Duisburg und einen Halbstarkenrülpser aus München laufen oder eingeleitet werden, sind sie nicht längst überfällig, sind sie nicht nur Bauernopferungen, haben sie überhaupt eine Aussicht auf Erfolg? Die Basis übrigens ist sich weitgehend darüber einig, dass es sich bei der Kritik des Antisemitismus der linken Partei um eine völlig haltlose Medienkampagne handele, derweil ich kritische Berichte mit der Lupe suchen muss.

Als die SED zur PDS wurde, war ich sieben oder acht Jahre alt und nicht an Politik interessiert, jedoch habe ich mir später sagen lassen, dass die Partei damals die Selbstkritik für sich entdeckte. Noch immer vertraue ich denjenigen, die gescheitert und, sich dessen bewusst, für Dogmen nicht mehr anfällig sind, denjenigen PDSlern, die neue Wege zu erschließen, Traum und Wahrheit zu vereinen suchen. Aber ihre Zahl ist stark gesunken. Viele wurden vom Lafontainismus gefressen oder verjagt, andere wählten die innere Emigration. Wenige sind noch aktiv und huschen, wie die Karnevalsteufelchen, ab und an aus ihren Löchern, um schnell ein leises Kritikchen zu äußern, ehe sie ein gezielter Hammer- und Sichelschlag zurück in ihre Löcher befördert.

Nun jedenfalls, da die Partei wieder immer recht hat und zum Schlechten gar nicht fähig ist, jedoch von übelwollenden Medien pausenlos mit rufmörderischen Kampagnen überzogen wird, nun, da wohl bald der Faschismus, der ja keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist, wieder orthodox kommunistisch gedeutet wird (Faschismus = alles, was kein Kommunismus ist), sind zwingend alle antisemitischen Äußerungen entweder nicht antisemitisch oder auf die Aktivitäten faschistischer Agenten zurückzuführen, ist zwingend jede Kritik ein von äußeren Feinden gesteuerter Versuch, die Parteilinie zu verwässern und das Parteiklima zu vergiften und jeder innerparteiliche Kritiker entweder dumm oder schlecht, aber jedenfalls ein Spalter, bleiben, wann immer es um den Judenstaat geht, Aufrufe zur Vernichtung eines bestehenden Staates und Kumpanei mit mittelalterlichen Terrorgruppen, die beabsichtigen, die Bevölkerung des zu vernichtenden Staates auszurotten und auf dem Gebiet eine frauen-, schwulen- und andersdenkendenfeindliche Theokratie zu errichten, sachliche Kritik, die erlaubt sein müsse, fortschrittlich sei und der mit Sicherheit weder Hass noch Wahn zugrunde liege.

Gut, noch ist es nicht ganz so weit. Noch gäbe es Hoffnung, eigentlich. Es gibt prominente Parteimitglieder, die vernunftbegabt sind und unter den gegenwärtigen Entwicklungen leiden. Könnten sie sich nur endlich dazu durchringen, Antisemitismus auch öffentlich Antisemitismus zu nennen! Aber ihnen fehlt die Aggression, sie möchten eine Harmonie erhalten, die nur in ihren Köpfen existiert. In der Linksjugend gibt es einen Arbeitskreis, der sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat. Könnte er sich nur endlich dazu durchringen, den Kampf aufzunehmen! Aber er tut das, was Jugendgruppen am liebsten tun: nichts. Alle paar Monate ein wenig beachteter, da gar nicht beworbener Text zu einem Monate alten Thema, ansonsten Stille.

So sind sie, die parteilinken Verteidiger Israels: entweder müde oder eingeschlafen. Wer Zeit und Lust hat (und verlorene Posten mag), sollte der Partei beitreten und mehrere Stunden täglich rütteln, schütteln, treten. Vielleicht geht ja doch noch was.



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